Sporttauchen: Einführung in die Unterwasserwelt

Susi Guckenberger ist eine erfahrene Rettungstaucherin mit einer eigenen Tauchschule in Bali. In diesem Erfahrungsbericht versucht Sie speziell Neueinsteigern die Faszination des Tauchens näherzubringen. Wenn Sie mit dem Gedanken spielen selbst das Tauchen lernen zu wollen, bekommen Sie hier einige wichtige Eckpunkte für den Einstieg erklärt.


Einstimmung – Ein Erfahrungsbericht über Neptuns Welt

„Alles vergessen beim ersten Eintauchen in das nasse Element – bis auf die Worte des Tauchlehrers: immer Atmen!!!!!

tauchenSchwebend geht es langsam nach unten und die Eindrücke übersteigen das Fassungsvermögen meiner Augen: ein tiefes Urblau, unterbrochen von knallenden Farben aller Art; skurrile Formen von Lebewesen und immer wieder dieses Blau! Ich bin so fasziniert dass ich alles andere um mich herum fast vergesse, es gibt nur mich, Schwerelosigkeit und von schillernden Farben durchbrochenes Blau! – bis mein Tauchlehrer plötzlich vor meinem Gesicht erscheint und mir mit fragendem Blick das Handzeichen für „Alles OK?“ gibt. Ein OK zurück, ein kurzer prüfender Blick und er scheint zufrieden, zeigt die Richtung an und weiter geht es.

Wir schweben über ein herrlich bewachsenes Riff, Korallen, Schwämmen, umringt von Fischen und überall dieses wundervolle Blau! Ich bin völlig außer mir, kann mich nicht satt sehen an diesen Wesen und deren Farben, die ich so über Wasser noch nie gesehen habe. Das Gefühl des Schwebens tut sein übriges und ich weiß: Das will ich wiederhaben!!!

Meine Euphorie wird wieder einmal unterbrochen vom Tauchlehrer, der mir mit Handzeichen zu verstehen gibt mich auf dem mittlerweile sandigen Grund zu knien und seinen Anweisungen zu folgen. Ich weiß schon was kommt: Die ersten Geräteübungen, die für das Tauchen so unerlässlich sind. Ich muss Maske fluten, abnehmen, aufsetzen; das Mundstück „wegwerfen“ und wiedererlangen um Luft zu haben und das A und O zum Schutz der Unterwasserwelt beweisen: Tarieren. Ich bringe die Übungen hinter mich, ich bin ein Fisch, was brauchen Fische Übungen?!

Doch ein Blick auf den Finimeter, der den verbleibenden Luftdruck in der Flasche misst, zeigt mir wie begrenzt meine Zeit und die Luft in diesem Element für mich ist. Es wird Zeit langsam an den Aufstieg zu denken, und wir kehren den Sicherheitsregeln entsprechend wieder an die Oberfläche zurück. Dort den Regulator aus dem Mund und es ertönt mein Urschrei der Meere: Jaaaaaaaaaaaa!

Beim Ausstieg an Land wird mir das ganze Gewicht bewusst, welches ich mit mir trage, mein eigenes und das meiner Ausrüstung, doch nichts kann mich davon abhalten mich bis zum nächsten Tauchgang durchzuzappeln. Vielleicht sollte ich im nächsten Leben Delphin werden.

tauchenAn Land kommt zuerst das „Debriefing“, die Nachbesprechung des Tauchgangs, dann erst mal vor dem nächsten Abtauchen ein üppiges Mahl – siehe, tauchen macht hungrig – und viel trinken! Und reden, reden, reden, um das Gesehene zu verarbeiten. Meinen Mittauchern, die mit mir diesen ersten Tauchschein machen geht es nicht anders, und wir alle fiebern dem Wasser entgegen! „

Ich hatte großes Glück meinen ersten Tauchgang gleich im Freiwasser machen zu können, aus dem einfachen Grund: die Tauchschule hatte keinen zugehörigen Pool, in dem Anfänger normalerweise die ersten Erfahrungen sammeln und Fertigkeiten lernen müssen. Und ich befand mich auf den Philippinen, einer der schönsten Destinationen zum Tauchen, was mir damals aber eher weniger bewusst war, ich hatte ja keinen Vergleich! Das Sahnehäubchen war die Wassertemperatur, was es auch eine Stunde unter Wasser gut aushalten ließ.

So fing alles an. Bis heute, 10 Jahre später, überfällt mich vor einem Tauchgang die gleiche Freude endlich wieder diese Welt zu besuchen. Noch immer ist es überwältigend schwerelos durchs Wasser zu schweben, die Farben, Formen und Vielfalt der Meeresbewohner üben nach wie vor ihren Zauber auf mich aus.
Und das wird auch so bleiben!

Klar dass die Praxis nicht ohne Theorie erfolgt, und das ist auch gut so, so trocken der Lernstoff auch ist, er ist einfach unerlässlich, wenn man sicher Tauchen will. Doch eines nach dem Anderen.

Wo kann man Tauchen?

Tauchen ist heutzutage weltweit möglich, selbst dort wo es Wasser gibt, welches nicht mehr als pfützentief ist.

Fast überall haben Tauchcenter und Schulen Schnuppertauchgänge im Angebot, um herauszufinden ob den Interessierten das Eintauchen ins nasse Element überhaupt entspricht. Dazu bekommt man eine kurze Einweisung über die Grundlagen und wichtigsten Fertigkeiten, und schon geht es unter Wasser, meistens im Pool, doch auch hier sind die Eindrücke stark genug um die Entscheidung treffen zu können einen Tauchkurs zu machen – oder eben nicht.

Mittlerweile gibt es viele Verbände unter denen man wählen kann, hier sollte man bedenken, dass nicht alle der „Kleinen“ von den „Großen“ anerkannt werden. Im Grunde folgen sie alle den gleichen Regeln fürs Sporttauchen, von kleinen Abweichungen abgesehen, Sicherheit steht an erster Stelle.

Welche Punkte sollten Anfänger beachten?

Egal wo man sich entschließt einen Tauchkurs zu machen, ob geplant in der eigenen Umgebung oder kurzerhand im Urlaub, gilt es einige Punkte zu beachten:

  • Das Vertrauen zum Tauchlehrer ist ein ausschlaggebender Faktor. Liegt einem der „Typ“ ist die erste Hürde schon genommen, schließlich vertraue ich ihm anfangs mein Leben an.
  • Das Tauchequipment sollte gut gewartet und gepflegt sein, genügend Auswahl an Größen sollte vorhanden sein um das Passende zu finden. Es gibt nichts lästigeres als ein ständig rutschendes Jacket oder die Füßlinge die Blasen reiben.
  • Wie groß ist die Gruppe der Anfänger, wie viele Guides gibt es? Ist die Ausbildung eher auf Rudel ausgelegt oder individuell?
  • Wie viel Zeit wird für den Kurs veranschlagt, hat man den Schein zum Freitauchen innerhalb von 2 Tagen oder wird auf eine fundierte, stressfreie Ausbildung geachtet, die schon eher mehr als 3 Tage dauern darf?
  • And last but not least: ein Preisvergleich lohnt sich immer!

Gesundheitliche Voraussetzungen?

tauchenEine „Kleinigkeit“ sollte nicht fehlen, die auch zu den Voraussetzungen zählt, um sicheres Tauchen zu gewährleisten: die Bescheinigung zur Tauchtauglichkeit aus medizinischer Sicht!

Sicherlich gibt es etliche Tauchcenter die sich vor Ort ohne ärztliches Attest mit einer Unterschrift versichern lassen, dass man körperlich und geistig gesund ist, doch sollte das nicht genug sein. Klar dass man im Urlaub nicht unbedingt den Hürdenlauf zum lokalen Arzt antreten will, der meistens auch gar nicht weiß worauf es bei einer Tauchtauglichkeit ankommt.

Es sollte nicht versäumt werden dies dann entweder zu Hause nachholen, oder eben im Vorfeld darum bemühen. Bei einer Untersuchung zur Tauchtauglichkeit sollte mindestens die Trommelfelle angesehen und ein Lungenfunktionstest gemacht werden. Chronische Krankheiten und die Einnahme von Medikamenten werden erfragt, und ist der Arzt ein ganz gründlicher wird er auch auf ein BelastungsEKG bestehen. Im allgemeinen kann das der Hausarzt durchführen, insofern er einen Lungentester hat ( vorher abfragen), ansonsten ist ein HNO-Arzt die nächste Stelle bzw. ein Sportarzt. Leider wird diese Untersuchung und auch das Attest nicht von den Kassen übernommen.

Aber jetzt kann es losgehen!

Ist das richtige Tauchcenter gefunden, hat man mit Unterstützung des Teams die passende Ausrüstung zusammengestellt, den ersten theoretischen Lektionen des Tauchlehrers gelauscht, dann wird der erste Tauchgang nicht mehr weit sein!

Hier sei noch angemerkt dass es mittlerweile auch die Möglichkeit gibt zu Hause in der Tauchschule den theoretischen Teil sowie die sog. Übungen im begrenzten Freiwasser, meint Pool, durchzuführen und dann mit Bescheinigung der Tauchschule in der Tasche im Urlaub die restlichen Freiwassertauchgänge zu machen! Spaßfaktor und optimale Ausnutzung der Urlaubszeit ist hier garantiert, denn der theoretische Teil hat`s in sich, verlangt Zeit und wirft doch immer wieder etliche Fragen auf.

Ist der erste Kurs absolviert darf man sich zum Club der mittlerweile so zahlreichen Taucher zählen. Glückwunsch! Denn von nun an kann man in jede Pfütze hüpfen die mehr als knöcheltief ist. ;))

Bleibt mir nur noch zu sagen: Have fun, go dive, work later!

Susanne Guckenberger